Zeigen die frühen Werke noch ganze Figuren, so konzentrierten sich Loths Plastiken bald auf Figurenteile, Köpfe, Rümpfe, Büsten, Lippen-, Busen-, Schoßobjekte. Seit den frühen 60er Jahren erschienen die Arbeiten symmetrisch gegliedert, wobei er sich sowohl auf Architektur als auch auf Malerei bezog. Die malerische Komponente spielte keine geringe Rolle, wenn man die Oberfläche der Plastiken betrachtet, deren Strukturen sich häufig in seinen Zeichnungen, die meist vor dem lebenden Modell entstanden sind, und Radierungen wiederfinden. Stets bleibt Loths Plastik an das Menschenbild als Ausgangspunkt gebunden, insbesondere an den zunehmend stilisierten weiblichen Akt. Sein Thema war aber nicht primär das Abbild der Frau, sondern die Plastik als künstlerisches Medium. Bei der Auswahl des weiblichen Körpers als Motiv freilich suchte er das Menschliche in Freiheit, Schönheit aber auch Verletzlichkeit zu zeigen.

Mit Zähigkeit und Fleiß, der nur aus der, sagen wir bewussten Besessenheit, vom Machen-wollen, immer neue Impulse erfährt, hat sich Wilhelm Loth mit seinen nahezu 1.200 Plastiken, einer Vielzahl von Zeichnungen und Grafiken und etwa hundert Gemälden gegen vielerlei Widerstände selbstkritisch behauptet und durchgesetzt. Er kümmerte sich niemals um modische Strömungen und Trends und experimentierte so lange mit neuen Materialien, bis sie den Ansprüchen seiner künstlerischen Kritik standhielten. So kam Loth, ohne sein zentrales Motiv – die weibliche Figur – jemals aufzugeben, über Terrakotta, Marmor, Eisen, Bronze, Aluminium und Neusilber zur Kunststoffplastik und arbeitete oft gleichzeitig an mehreren Skulpturen aber in verschiedenen Materialien. Eine Auswahl von Arbeiten aus den verschiedensten Schaffensperioden und Materialien des vor 20 Jahren verstorbenen Künstlers Wilhelm Loth zeigt die aktuelle Ausstellung bei Knecht und Burster. Das Menschenbild in unserer Zeit zu definieren, war Loths zentrales künstlerisches Anliegen, das er in seinem Werk an den Formen und am Wesen des Weiblichen ein Leben lang immer wieder neu zum Ausdruck brachte. 1992 wurde vom Künstler gemeinsam mit der L-Bank Baden-Württemberg die Wilhelm-Loth-Stiftung eingerichtet.